das koffiemobiel

 

fein ist es und klein hinterm kirchturm am markt

drei räder, die holzbar, ein dach aus leinen

mitunter auch treu, wenn nicht kälte es plagt

dann wohl bleibt es daheim bei den seinen

den warmen pferden im winter im heu

 

ich treffe mich gut, kann lang mich halten  

beim kaffeemann, der mit bart und falten

seinem leben aroma eingehaucht

zum rühren verschnörkelte löffel eintaucht

wie das holz jener tischchen, der zucker bricht braun

die stühlchen, sie fassen das sitzfleisch wohl kaum

in den tässchen der dampf, er tanzt mit genuss

die milch aus feinem silber ein cremiger fluss

 

hier kennt sich keiner, doch kann man vertraun

dass im klatsch sich zeigt ein wahres gesicht

hier kann man den satz in der tasse beschaun

den whiskey, herr nachbar, den braucht es nicht 

dass der ami große töne spuckt

der flüsterer klug seine sprache verschluckt

dass ein mädchen liebliche töne summt

für momente das treiben im ascher verstummt

 

glaub mir, der weg von der hölzernen bar

der gang von der presse zum gast

ist der weg durchs leben, wie' s früher mal war

das nehmen, das geben, kein gang in hast

 

treffpunkt der denker und auf-sich-lenker

die hören, bald stören, bald andern gehören

wenn harmlos sie aufgetrunken sind

dies ist der ort, wo ich weiß, wen ich find

am koffiemobiel

in meinen augen

da kann der markt etwas taugen

 

 

 

 

 

 

Quelle: Kiesel-Plakate System GmbH, Barßel
Quelle: Kiesel-Plakate System GmbH, Barßel

pflaumenzeit

grenzenlos - von Bocholt über Dinxperlo  bis  Kairo

- ein Blick über den Tellerrand aus dem "Bokeltse Koffiehus"

 

 

 

hier bin ich

beeltert von sonnenstrahlen

unter den bögen meiner alten stadt

kehre ich zurück

zum moment der geburt

tauche hindurch

sein stimmenmeer schleust mich

hinein in das treiben, aufs tragende pflaster

gestrickt an heiteren wochentagen

umkorbt von stühlen, aus rattan

gewebt in den duft von kaffee und tabak

benachbarter damen und herren mit fernen augen

dunkel, nicht von hier

tauche ich durch

geschichten von aprikosengelee

und mamas im garten gereifter tomaten

in die stunde der muezzins, die gleich schafen

ihre rufe über die dächer schicken

wie die sahara ihre böen

menschensand

es träumt mich in dieser sprache 

und denkt mich darüber in der anderen

aber nein

nicht bin ich dort statt hier

ganz auf dem boden des marktes

in der kühle des brunnens

durch sandsteinbögen

mein blick auf blondgezopfte  sommermädchen

den blumenmann

geschäftig ins leben vertieft

sind wir 

vor dem hochaufgetürmten möhrenwagen

der winzige junge auf seinem kamel

über den köpfen aller

körbe mit wovon wir leben

das miya alshurb  und aisch eines jeden

und mittendrin ich

es ist mir als seien es brückenpfeiler

als hallen die stimmen

im schatten der staubig befahrenen bahnen

darüber das hupen der metropole

das carillon im turm und

vor mir die tafel der pflaumenzeit

 

hier bin ich

das alles in mir

dazwischen gibt es nicht mehr

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf Wiedersehen im nächsten Raum!